Volltextsuche:
Movie
Termine
Kontakt
Facebook
Instagram
 

Geschichte Prinz Karneval und Bonna

Geschichte Prinz Karneval und Bonna

In der Gegenwart sind „Prinz und Bonna“ die Symbolfiguren des Bonner Karnevals. Sie haben mehrere historisch belegte Vorgänger. Immer kennzeichnen sie eine humoristische, zeitlich begrenzte Auflehnung gegen die etablierte staatliche Autorität, eine Verdrehung von „oben und unten“, einen Rollentausch zwischen Herrschern und Untergebenen und nicht zuletzt auch zwischen Mann und Frau.

Die Vorgeschichten des Bonner Prinzen Karneval und der heutigen Bonna sind seit dem 18. Jahrhundert nachzuweisen. Damals machte der erwachende bürgerliche Karneval in Köln und Bonn den „Bellegeck“ zu seiner obersten Symbolfigur. 1715 führte der Kölner Kurfürst Joseph Clemens an seinem Hofe in seiner Residenzstadt Bonn Karnevalfeiern und Umzüge ein. Sein Nachfolger Clemens August (1723-1762) übertraf ihn mit seinen Kostüm- und Maskenfesten in Bonn. Da man sich in den späteren Huldigungsinszenierungen des Karnevals an höfischen Leitbildern orientierte, sieht z. B. Hans Dietz in ihm sogar das Vorbild für den späteren „Prinz Karneval“.

Der erste Bonner Rosenmontagszug 1828 huldigte Hanswurst und der römischen Freudengöttin „Laetitia“. Der zweite Bonner Rosenmontagszug fand dann nach Jahren des Verbots, Karneval in der Universitätsstadt Bonn durchzuführen, im Jahre 1843 statt. Im Jahre 1845 trat dann zum ersten Mal die „Bonna“ anstelle der „Laetitia“ in Erscheinung und verlobte sich mit Hanswurst. Mit dieser Umbenennung deutete sich symbolträchtig an, dass die längst vergangenen höfischen, antiken Elemente in der Folgezeit nach und nach in den Hintergrund traten. Im Rosenmontagszug wurde nun vor allem das gesellschaftliche bzw. politische Leben der Bonner Bürgerinnen und Bürger dargestellt. Nicht mehr die idealisierende bzw. romantisierende Kunstbetrachtung wurde dabei gefordert, sondern eine möglichst naturalistische Darstellung der Entwicklungen. Ganz so einfach hatte es Hanswurst beim Buhlen um die Gunst der Bonna dabei offensichtlich nicht. Im Bonner Maskenzug des Jahres 1845 musste er - humoristisch thematisiert - mit anderen rheinischen Städten in einen Wettstreit treten, wobei die Düsseldorfer Vertreter „Mostart“, die Aachener „Printen“, die Kölner „Eau de Cologne“ und die Koblenzer „Moselwein“ als Gastgeschenke mitbrachten. Im Jahre 1873 erhielt „Hanswurst“ den Namen „Prinz Karneval“.

Die Figur der „Bonna“ wurde zunächst ausschließlich von Männern dargestellt. Ab dem Jahr 1935 führte der Dachverband „Vaterstädtischer Verein“ - spätere Erlasse und Vorschriften antizipierend - die Ernennung weiblicher Bonnas ein. Den Anfang machte Sibille Bois. Als Bonna Sibille I. wurde sie gemeinsam mit ihrem Prinzen Heinz IV. (Weißenfels) aus den Reihen des „Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 e. V.“ von allen Beteiligten begeistert aufgenommen. Geradezu euphorisch beschreibt der Bonner General-Anzeiger diese Neuerung: „Die Rolle der Bonna übernahm in diesem Jahr zum ersten Male ein echtes Bönnsches Mädchen. Es war Fräulein Sibille Bois. Ein Dreifaches Alaaf unserer tapferen Sibille. Das war im Bönnschen Fastelovend noch nie dagewesen und die ewig Gestrigen schüttelten bedenklich die Köpfe. Aber unserer Bonna Sibille ist es zu danken, dass in Zukunft diese Rolle immer nur von einer Frau verkörpert wird. Wie eine Königin fuhr Bonna Sibille durch die Straßen unserer Stadt. Das ewig junge Bonn.“ (General-Anzeiger vom 26. Februar 1938)

Allerdings war diese Einführung einer weiblichen Repräsentanten Figur im Bonner Karneval keine freie Entscheidung des „Vaterstädtischen Vereins“ gewesen. Vielmehr war es für die nationalsozialistische Parteiideologie nicht mit der „Ehre des deutschen Mannes“ vereinbar, einen Mann in Frauengewändern eine tragende Figur im Bonner Karneval verkörpern zu lassen. Wie auch die Tanzmariechen der Traditionscorps im rheinischen Karneval musste von nun ab die Figur der Bonna von einer Frau dargestellt werden. Diese weibliche Besetzung der Rolle der „Bonna“ wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg beibehalten.

Immatrielles Kulturerbe