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Von Affen, Burschen und Tollitäten – Konrad Beikircher liest und kommentiert die Rede zur Prinzenproklamation 1958

08. Februar 2017
Wenige Tage vor der Proklamation von Prinz Werner I. (Schemuth) und Bonna Ursula I. (Gasentzer), die am 5. Februar 1958 im Kessenicher Saal Kemp stattfand, war es im Bonner Stadtrat zu einem Wortwechsel zwischen dem Stadtverordneten Rolf Ackermann und seinem Ratskollegen Dr. Herbert Bursche gekommen. Es ging um den damals noch im Bonner Norden ansässigen Zoo, genau gesagt um die Unterbringung der Affen. 
Von Affen, Burschen und Tollitäten – Konrad Beikircher liest und kommentiert die Rede zur Prinzenproklamation 1958

Für die sollte nämlich ein neues Affenhaus erreichtet werden, und Herr Ackermann hatte augenzwinkernd vorgeschlagen, dass man diese während der Bauzeit „als Aktenträger im Innenministerium beschäftigen könne.“ Ministerialrat Dr. Bursche war „not amused“ ob dieser Äußerung, durch die „im Dienst bewährte Personengruppen in ihrer Berufsehre herabgesetzt würden“. Wie nicht anders zu erwarten, erreichte wenige Tage später den damaligen Bonner Oberbürgermeister Wilhelm Daniels ein offizielles Schreiben des Staatsekretärs Ritter von Lex.Die Angelegenheit führte sodann zu einem Notenwechsel zwischen dem Oberbürgermeister und der Leitungsebene im Ministerium. Die Affen-Angelegenheit füllte die Zeitungen und war auch Gegenstand der Proklamationsrede des Stadtoberhauptes.

Konrad Beikircher, seines Zeichens Botschafter des Bönnschen Fastelovends, trug die Rede des Oberbürgermeisters vor und kommentierte sie in der ihm eigenen humorvollen Art.

Hier die Passage, für die Wilhelm Daniels vor 59 Jahren sicher viel Beifall erhalten haben dürfte:

„Sie kennen doch die Geschichte mit den Affen. Was ich ernst dazu zu sagen habe, werden Sie morgen in der Zeitung lesen; denn morgen wird in der Presse der Notenwechsel zwischen dem Herren Bundesminister des Innern und dem Oberbürgermeister von Bonn über die Affen-Angelegenheit veröffentlicht. Aber hier, heute Abend, will ich die Sache nur lustig nehmen.

Ich weiß wirklich nicht, wieso sich die Bundesbediensteten beleidigt fühlen konnten. Sehen Sie denn irgendeine Ähnlichkeit zwischen Bundesbediensteten und Affen?

Ich nicht die leiseste. Na ja, allenfalls im Arbeitstempo. Man spricht ja von affenartiger Geschwindigkeit. Aber das ist doch wirklich nur eine ganz entfernte Ähnlichkeit. Und dann vielleicht noch, dass beide immer höher hinauf wollen. Das ist aber auch alles und doch wirklich nicht beleidigend.“

Dem Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten „Stiefel“ gefiel es, was der lang anhaltende Beifall für Konrad Beikircher und posthum auch für OB Wilhelm Daniels bewies.

Immatrielles Kulturerbe