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Prinzenpaar 2010 - Prinz Amir I. (Shafaghi) und Bonna Uta I. (Göbels)

Foto: Barbara Frommann
Foto: Barbara Frommann

Bonna Uta I. (Göbels)

Am 04.08.1983 atmete ich erstmals irdische Luft im Johanniter-Krankenhaus in Bonn und blieb der einzige Spross meiner urbönnschen Eltern Helga und Rainer Göbels.

Von Geburt an wuchs ich im Bonner Ortsteil Endenich auf. In dieser Fastelovend-Hochburg kann sich fast niemand den „jecken Tagen" entziehen und somit durfte auch ich im zarten Alter von einem halben Jahr - wenn auch von meinem Kinderwagen aus - meinen ersten Viedelszoch, Rathaussturm und Rosenmontagszug erleben. Wahrscheinlich erblich vorbelastet - meine Mutter war im Kadettencorps der Bonner Stadtsoldaten - war meine Begeisterung dafür schon als Baby sehr groß. Dies ist durch Fotos belegt.

Diese frühe Begegnung mit dem Karneval hat mich nicht mehr losgelassen. Denn, „wenn et Trömmelche jing", war ich dabei und nahm während der Kindergarten- und Schulzeit selbst mit Begeisterung am Endenicher Zug und dem Rosenmontagszug in der Innenstadt teil.

Außerdem machte es mir riesigen Spaß beim D.K. Lustige Bucheckern auf der Bühne zu stehen und die Weiberfastnachtssitzung durch Vorträge und Tänze mitzugestalten.

Parallel zu meinen karnevalistischen Aktivitäten gab es natürlich auch für mich den „Ernst des Lebens". Von 1994 bis 2003 war ich Schülerin der erzbischöflichen Liebfrauenschule und beendete dort meine schulische Laufbahn mit dem Abitur. Meine sich anschließende Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Volksbank Bonn-Rhein-Sieg in der Filiale Stieldorf zwang mich fortan täglich, den Rhein zu überqueren. Wenn auch fest verwurzelt mit meiner Heimatstadt Bonn, lernte ich auch diesen Teil meiner rheinischen Heimat zu schätzen und bin ihm beruflich treu geblieben, denn ich arbeite heute in der Filiale Oberpleis der Volksbank Bonn-Rhein-Sieg.

Meine Fastelovend-Karriere entwickelte sich ebenfalls weiter. Mit Begeisterung begleitete ich von 2000 bis 2002 die Bonner Prinzenpaare als Pagin. Und ich muss zugeben, beim Einmarsch in die Säle, wenn das Prinzenlied ertönte, bekam ich Gänsehaut und mir war klar: Ich möchte einmal Bonna werden!

Allerdings habe ich ja noch eine andere „karnevalistische Liebe"! Das Bonner Stadtsoldaten Corps! Schon lange fesselte mich diese stolze Truppe. Und so sagte ich sofort „Ja", als ich gefragt wurde, ob ich ab der Session 2002/2003 als Marketenderin und Mitglied der Tanzgruppe dabei sein möchte. Das Tanzen bei den Stadtsoldaten wurde zu meinem schönsten Hobby; ich bin mit Leib und Seele Stadtsoldat(in) und werde diesem Corps auch in Zukunft stets verbunden bleiben.

Nun habe ich nach sieben Jahren meine geliebten Tanzstiefel ausgezogen und bin bereit für das für mich schönste Ehrenamt, für das man in Bonn erwählt werden kann. Ich bin stolz darauf, die närrische Regentschaft übernehmen zu dürfen und möchte mit allen Bonner Jecken über „Bönnsche Saache laache".

Ich freue mich auf eine unvergessliche Session 2009/2010 unter dem Motto „Bönnsche Saache, drövver laache" und bin mit

3 x „Bonn Alaaf"

Eure Bonna Uta I.

 
Prinz Amir I. (Shafaghi)

Pünktlich zu den Vorbereitungen für das alljährliche Neujahrsfest „norooz", das mit dem Ende der winterlichen Jahreszeit und Beginn des Frühlings am 21. März gefeiert wird, kam ich am 10. März 1970 in Tehran zur Welt.

Mit Beginn meines 10. Lebensjahres, also 1980 bin ich mit meinen Eltern nach Bonn gezogen. Exakt zur närrischen fünften Jahreszeit, in der ich zum ersten Mal den Rosenmontagszug bewundern konnte. Ich war so beeindruckt, dass ich keinen einzigen Rosenmontagszug bis zum heutigen Tage ausgelassen habe. Hier hat mich wohl der „bazillus carnevalensis" erstmals befallen!

Zu dem ersten Kontakt mit dem Bonner Stadtsoldaten Corps kam es bereits im Jahre 1981, (ich war damals 11 Jahre alt) und zwar durch den damaligen Kavallerie-Führer Bert Roesberg, der in der Nachbarschaft ein Geschäft „ für Alles" betrieb und mir als Erster etwas über die „bönnsche Saache" erzählte. Obwohl mir die Farben Blau/Weiß/Rot stark in die Augen stachen, kaufte ich mir damals bei ihm trotzdem lieber einen sehnsüchtig ersparten schwarzen Nieten-Gürtel und das dazugehörige Armband. Modisch tendierte ich damals eher zum Rocker, als zum Kadetten bei den Bonner Stadtsoldaten.

Als mich im Jahre 2002 -also mehr als 20 Jahre später- mein damaliger Steuerberater fragte, ob ich mir denn nicht vorstellen könnte, die Uniform der Bonner Stadtsoldaten zu tragen, fühlte ich mich sehr geehrt. Hier wurde mir die nächste Injektion des „gefährlichen" Bazillus verabreicht. Ich glaube mich weiterhin erinnern zu können, dass ich danach 3 Tage mit hohem Fieber im Bett lag und nicht wusste, wie mir geschah! Ob das Fieber im direkten Zusammenhang mit der Mitgliedschaft in diesem Traditionscorps stand, konnte zumindest bis jetzt medizinisch nicht 100%ig ausgeschlossen werden. Als meine Körpertemperatur wieder bei 38° Grad ankam, sagte ich sofort zu und bin seit diesem Moment mit Herz und Seele dabei.

Der Beitritt 2006 ins Corps á la Suite im Bonner Stadtsoldaten Corps, war für mich in Folge reine Ehrensache. Mit der Ernennung zum Bonner Prinz Karneval Amir I. und somit der Übernahme des höchsten Ehrenamtes in Bonn - als Höhepunkt meines karnevalistischen Lebens - ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, der mich in dem vergangenen Jahrzehnt gefesselt hielt.

Nie hätte ich es mir erträumen lassen, dass ich einmal als Prinz Karneval durch die Gassen und Straßen, Kindergärten und Schulen, Kliniken und Altenheime, Festzelte und -säle ziehen werde. Der Gedanke, dass ich einmal als Prinz Karneval die Verantwortung für die lachenden Gesichter der vielen „Pänz" und all die „Lück" trage, die am Straßenrand stehen bleiben, ist wahnsinnig ergreifend. Genau das ermöglicht mir meine Heimatstadt Bonn, die für Ihre Weltoffenheit, Gastfreundschaft und Toleranz bekannt ist und durch die Ernennung eines Prinzen mit Migrationshintergrund wiederholt ein Zeichen setzt und mir eine besondere Ehre zuteil kommen lässt.

Kann ein im Iran geborener wie ich überhaupt feiern? Ob ich das kann und die Perser können das auch! Die Feierlichkeiten zum „norooz" dauern genau 13 Tage. Dieses Zeitfenster ist mit der traditionsreichen närrischen fünften Jahreszeit und vor allem dem rheinischen „Fastelovend" zu vergleichen. Im ganzen Lande - insbesondere in der 17 Millionen-Einwohner Hauptstadt des Iran, Tehran- wird „wie jeck" gefeiert. Die Straßen und Fassaden der Häuser sind mit bunten Stoffen dekoriert, die Ladenlokale fröhlich geschmückt und traditionell verkleidete, geschminkte, tanzende und singende „Amu Norooz" (übersetzt: Onkel Neujahr!) unterhalten an jeder Straßenkreuzung, trommelnd die Bevölkerung. Hier wird jeder wahrhaftig dazu aufgefordert, seine Ängste, Nöte und Sorgen ab nun an über Bord zu werfen und voller Euphorie und Optimismus in die Zukunft, vor allem in das neue Jahr zu schauen.

Nun blicke ich mit einer prickelnden Spannung und einer unvorstellbaren Vorfreude der fünften Jahreszeit entgegen. Ich wünsche mir, dass sich jeder -genau wie ich - von dem großen Feuerwerk an rheinischer Fröhlichkeit anstecken und mitreißen lässt.

Alle Bonner Unternehmerinnen und Unternehmer fordere ich auf, ihre Großzügigkeit unter Beweis zu stellen und ihren Mitarbeitern sowohl am 11.11. als auch am Rosenmontag frei zu geben, damit sie mit ihren Familien und Freunden an diesem Jahrhunderte alten Brauchtum teilnehmen können.

Gesagt getan: Meine Mitarbeiter, die „Prodi@log-Jecken" haben sowohl am 11.11. als auch am Rosenmontag jeweils komplett einen Tag Sonderurlaub, um sich dem Fastelovendstreiben zu widmen!

Gemeinsam mit allen Traditionsvereinen in Bonn, werden wir die Sorge dafür tragen, dass das Leben ab dem 11.11. von ausgelassener Fröhlichkeit und geselliger Brauchtumspflege bestimmt wird. Die vielen Stunden der Vorbereitungen rücken in den Hintergrund, wenn am Rosenmontag die Kamelle und die vielen bunten Strüssje unters Volk fliegen. Seid dabei und ruft uns laut zu; wir sehen jeden Einzelnen!

Es wird eine unvergessliche Session „Bönnsche Saache, drövver laache" mit

3 x Bonn Alaaf

Euer Prinz Amir I.

Immatrielles Kulturerbe