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Verleihung des Mäuseordens

13. Januar 2013

Eine Matinee mit Mäusen, Migranten und Magnifizenzen

Die Kleinkunst-Bühne im Haus der Springmaus war auch in diesem Jahr wieder Schauplatz der Verleihung des Mäuseordens. Alljährlich werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um die Kultur und das Brauchtum Karneval verdient gemacht haben.

Die Jury hat den Mäuseorden in 2013 dem Rektor der Bonner Universität Professor Jürgen Fohrmann und dem Kabarettisten-Duo Etienne & Müller (Andreas Etienne und Michael Müller) zuerkannt.

Im Rahmen einer kurzweiligen und unterhaltsamen Matinee kamen die Laureaten und ihre Laudatoren zu Wort. Dabei gab es so manche Überraschung. Wo erlebt man einen veritablen Staatsekretär op bläcke Föös, der zudem als Inder mit Migrationshintergrund in radebrechendem Englisch sein alter ego Jürgen Fohrmann charakterisiert? Im Weltbild des indischen Gastes wird das „Rhineland“ zum Nabel der Welt und die schääl Sick reicht bis in ferne Regionen weit hinter dem Ural. Das Kölsche Grundgesetz erfuhr neue Deutungen („At is we at is“) und aus dem ersten Tag der Fastenzeit wurde „Äsch-Wednesday“. Staatssekretär Georg Schütte aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung –bis vor zwei Jahren Mitglied im Hochschulrat der Bonner Uni– erntete für seine Vorstellung als Inder Vikram stehende Ovationen des Publikums.

Jürgen Fohrmann seinerseits kokettierte mit seiner westfälischen Herkunft und wertete die Vergabe des Mäuseordens als „großes Zeichen der Inklusion“. Er gestattete dem Auditorium einen Blick in die Studierzimmer seiner Alma Mater und berichtete von neuen bisher unveröffentlichten Forschungen, die zu dem erstaunlichen Ergebnis kommen, dass die Herrmannschlacht nicht im Teutoburger Wald sondern vielmehr auf der Bonner Hofgartenwiese stattgefunden habe. Damit sei, so Magnifizenz Fohrmann, auch bewiesen, dass es keinen Unterschied zwischen den Westfalen und den Rheinländern gebe. Um diese historischen Wahrheiten auch zu verdeutlichen, schlug er vor, die Hofgartenwiese in „Hermannwiese“ umzutaufen.

Heldentenor Christoph Scheeben, der den Saal bereits bestens mit Arien und Couplets unterhalten hatte, war es eine besondere Freude seine beiden Kabarett-Kollegen Andreas Etienne und Michael Müller zu portraitieren. Seine Behauptung, die beiden seien in ihrer 30 jährigen Bühnenkarriere eine symbiotische Beziehung eingegangen, unterlegte er mit eindrucksvollen fotografischen Beweisen. Dank Photoshop und zahlreichen Archiv-Bildern gelang es ihm, Etienne und Müller mit Zweier-Beziehungen der Welt- und Literaturgeschichte auf eine Stufe zu stellen. Der Bogen spannte sich von der Heiligen Familie über Richard und Cosima Wagner, Dick und Doof bis hin zu Romeo und Julia sowie Margot und Maria Hellwig. Alle Protagonisten trugen zum Vergnügen des Publikums mehr oder weniger deutlich die markanten Gesichtszüge der Mäuseorden-Träger Etienne und Müller.

Bevor sich die beiden auf ihrer „Heimat-Bühne“ beim Publikum und bei der Jury bedankten, verriet Michael Müller augenzwinkernd, dass der Mäuseorden ihr erster gemeinsamer Preis nach 30 Jahren Zusammenarbeit sei. Sein „Preis- geiler“ Bühnen-Partner Andreas Etienne habe in der Vergangenheit das Siegertreppchen meist um Haaresbreite verfehlt. Nur eine von Kollegen aus Mitleid für ihn angefertigte Pseudo-Trophäe „ Die rostige Axt“ ziere sein Wohnzimmer. Nach diesen höchst privaten Einblicken in das Seelenleben des Kabarettisten und Bonner Ex-Prinzen Andreas Etienne, gab es als Dankeschön eine Kostprobe aus dem Repertoire des Duos. Zum Vergnügen der Zuschauer unternahmen die beiden eine Gastspielreise nach Westfalen. Allerdings ließ die Unterbringung im Dachgeschoß eines abgelegenen westfälischen Landhauses zu wünschen übrig. Parallelen zu einem alten Ehepaar, dessen Partnerschaft durch die unerwartete Nähe auf eine harte Probe gestellt wird, waren wohl rein zufällig aber dennoch beabsichtigt.

V. i. S. d. P.: Festausschuss Bonner Karneval, Hohe Str. 81, 53119 Bonn

Willi Wester, Pressesprecher, Tel: 0228 716 – 645

 

Foto: Barbara Frommann

Immatrielles Kulturerbe