Der Bönnsche Karneval ist der erste „immaterielle“ Preisträger des Bröckemännche-Preises – denn der rheinische Karneval, zu dem er gehört, wurde 2014 zum immateriellen Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt und in Deutschland in das neue bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
BMC-Vorsitzender Andreas Archut sagte bei der Preisverleihung: „Es liegt im Wesen des Karnevals, dass er stets unangepasst geblieben ist. Das passt gut zum Bröckemännche. Wir ehren nicht nur den ‚offiziellen‘, organisierten Karneval, sondern auch die ungezählten privaten und halbprivaten Karnevalsaktivitäten in der Region, wie sie in Wohnzimmern, Schulen, Kneipen oder auf der Straße stattfinden.“ Dabei gilt die Auszeichnung stellvertretend allen, die dazu beitragen, dass Bonn lebendig, fröhlich und ungezwungen auftritt, auch wenn es dabei manchmal etwas laut zugeht. Letztlich gehe es dabei um Toleranz – eine typische Eigenschaft des Rheinländers, betonte Archut: „Klangwellen auf dem Münsterplatz oder Open-Air-Konzerte in der Rheinaue gehören heute ebenso zu Bonn wie das Glockengeläut des Münsters und die wunderbare Musik Ludwig van Beethovens.“
Die Laudatio auf den Preisträger hielt Monsignore Wilfried Schumacher, der selbst Bröckemännche-Preisträger ist (2001). Der Stadtdechant nahm zunächst eine Abgrenzung vor. Es gehe nicht um die Auszeichnung von „Lärm“. Ein Sprichwort besage „Leere Töpfe machen den größten Lärm“. Schumacher interpretierte den Beschluss des Medienclubs so: „Bonn muss lebendig bleiben, mal laut mal leise, so wie es dem Leben dient; dem Leben der Menschen, die hier leben oder arbeiten, die uns besuchen und die mit uns feiern.“ Er kommt zu dem Schluss: „Zum lebendigen Bonn gehört nun mal der Karneval! Man kriegt ihn nicht tot, nicht mit Verboten und nicht mit Paragrafen.“
Diesen Gedanken griff die Präsidentin es Festausschuss Bonner Karneval in ihren Dankesworten auf: „Karneval ist und bleibt fröhlich, bunt und schrill.“ Auch sie betonte wie Schumacher die historischen Wurzeln des Karnevals, der aufbegehrt und den Herrschenden den Spiegel vorhält. Der Brauch Karneval müsse sich aber auch verändern und mit den Menschen und ihren Vorlieben einher gehen. Die ehrenvolle Auszeichnung der UNESCO sei Bestätigung und Aufgabe zugleich. Sie rief die Verantwortlichen in den Ministerien und Rathäusern ebenso wie die Medienvertreter auf, das Bewusstsein für den Karneval zu fördern. Augenzwinkernd zitierte Sie den Bröckemännchen-Preisträger des Jahres 2011, Manfred Lütz: „Der Karneval ist die einzige Zeit des Jahres, in der der Rheinländer normal ist!“
Über den Bonner Medien-Club
Der Bonner Medien-Club ist die Vereinigung von mehr als 200 Mitgliedern, die als Journalisten und Pressesprecher in Bonn oder der Region leben und/oder arbeiten. Zweck des BMC ist die Pflege der Beziehungen seiner Mitglieder untereinander und zu den Behörden, Institutionen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens in der Region. Der BMC veranstaltet Hintergrundgespräche mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Hausbesuche bei Einrichtungen in Bonn und Umgebung sowie Informationsreisen.
Über das Bröckemännche
Mit dem "Bröckemännche" (Brückenmännchen) wird seit 1999 alljährlich eine Persönlichkeit aus Bonn und der Region ausgezeichnet, die "wider den Stachel löckt", sich nicht in Schablonen pressen lässt, den Mut zum Unkonventionellen hat, gegen den Strom schwimmt etc. Alle Mitglieder des Bonner Medien-Clubs können potenzielle Preisträger nominieren. Die Auswahl trifft der Vorstand des BMC. Namensgeber des Preises ist eine Sandsteinfigur an der Bonner Kennedybrücke, deren Miniaturausgabe jährlich als Preis verliehen wird.
Das Bröckemännche wurde ursprünglich von den Bonnern am Beueler Brückenkopf der ersten Bonner Rheinbrücke installiert. Die Figur hielt mit herausgestreckter Zunge ihr Hinterteil ins Rechtsrheinische. Sie erinnerte damit an den Umstand, dass sich weder der preußische Staat, noch das damals eigenständige Beuel an den Baukosten der 1898 eröffneten Brücke beteiligt hatten. Nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg wurde eine Replik des Bröckemännches an der neuen Brücke angebracht. Diesmal auf Bonner Seite und mit einer neuen Ausrichtung, nämlich als "Gruß" an das damals mit Bonn um den Regierungssitz konkurrierende Frankfurt/Main.